A Christmas between us
Hallo ihr Lieben,
kurz vor Ende des Jahres gibt es noch mal einen Blogpost von mir mit einer Bonusstory über Avery und Theo. Das ist als Dank an meine Follower bei Instagram gestartet, nachdem ich dort die 2000 Follower erreicht hab. Ich hab gefragt, was sie sich dafür wünschen, und dann einige Fragerunden gestartet, in denen ich unter anderem Begriffe von ihnen gesammelt hab, die ich in die Bonusstory mit einfließen lassen soll. Ich war absolut überwältigt von der regen Beteiligung, leider konnte ich dadurch auch nicht alle Begriffe verwenden, aber ganze 15 haben es in die Kurzgeschichte geschafft:
- Kathi
- Haiangriff
- Finanzmarktstabilisierungsgesetz
- Eichhörnchen
- Schnabeltier
- Locher
- Rohrzange
- Wettkampf
- Kaktus (bzw. Kakteen)
- Pferd
- Adventskranz
- Zauberstab
- Besenstiel
- Teleskop
- Topfpflanze
Es war gar nicht so einfach, all diese Begriffe in knapp 2,3k Wörtern unterzubringen, aber ich hab es geschafft. Die Story spielt ca. 2-3 Jahre nach dem Ende von AN OCEAN BETWEEN US, und für alle, die das Buch noch nicht gelesen, das aber noch vorhaben, sie ist vollkommen spoilerfrei.
Jetzt bleibt mir nur noch, euch viel Spaß zu wünschen.
Bleibt gesund
eure Nina
A Christmas between us
Tony, der Tannenbaum
Ein Rascheln.
Nach und nach lichtete sich die Dunkelheit um mich herum. Es wurde heller, aber ich konnte noch nicht erkennen, was sich außerhalb meines Gefängnisses abspielte.
Doch ich wusste, es war soweit, es würde nicht mehr lange dauern.
Nach fast einem Jahr kompletter Finsternis durfte ich erneut für eine kurze Zeit das Licht der Welt erblicken. Dabei würde ich selbst erleuchten und andere mit meinem Anblick erfreuen. Für zwei oder drei kurze Wochen würde ich der Mittelpunkt des Lebens der Familie sein, die mich dieses Jahr ausgesucht hatte, und ich war unheimlich gespannt, was für Leute es diesmal waren. Würden sie jeden Tag mit einem Glas Wein vor mir stehen, und sich von ihrem Tag erzählen? Hatten sie Kinder, die mich mit staunenden Augen betrachten würden? Oder gar eine Katze, die an meinen Nadeln knabbern und sich in meinen buschigen Ästen verstecken würde? Oder würde ich bei einem Single landen, der oder die zu Weihnachten sämtliche ihrer Freunde einlud?
Dieser Moment, bevor ich zum ersten Mal einen Blick auf die Menschen warf, bei denen ich das Fest optisch verschönern durfte, war immer wieder aufs Neue aufregend und etwas Besonderes.
»Ist das wirklich notwendig?«, grummelte eine tiefe Stimme, in der trotzdem eine Spur Humor mitschwang. »Dieser ganze Aufriss nur für ein paar Tage, von denen wir die meisten gar nicht hier sein werden.«
»Theo. Zum letzten Mal. Es ist unser erstes Weihnachten in der neuen Wohnung und unsere Familien werden Heilig Abend hier sein. Es wird geschmückt, Ende der Diskussion.« Eine höhere Stimme antwortete ihm, und dann wurde endlich der Umhang von mir gezogen und ich konnte sehen. Die blonde Frau, die mich eingehend betrachtete und mit ihren Fingern sanft einige meiner Äste glatt strich, musste die sein, die zuletzt gesprochen hatte. Der dunkelhaarige Typ, der mit verschränkten Armen einige Schritte hinter ihr stand, war dann wohl der Weihnachts-Grinch Theo. Sie waren beide noch jung, ich schätzte sie auf Mitte Zwanzig, was dazu passen würde, dass es das erste Weihnachten in ihrer eigenen Wohnung war. Auf einem Tisch hinter ihnen stand ein Adventskranz und überall um sie herum auf dem Boden waren kleine Kisten und Schächtelchen verteilt, in denen sich vermutlich der Baumschmuck befand, den sie an mich hängen wollten. Allerdings … mein geübter Blick sagte mir, dass es etwas viel war. Wenn sie all das, was sich in den Paketen befinden musste, an mir befestigten, würden meine Äste unter der Last vermutlich durchhängen. Ich war nicht der größte Baum unter der Sonne, daher musste man vorsichtig sein, wie viel Schmuck man an mir verteilte.
»Na gut.« Theo löste seine Arme und beugte sich hinab, um die erste Schachten zu greifen. »Aber ich möchte noch einmal betonen, dass ich das hier nur mache, weil ich dich liebe, Avery.«
Ein glückliches Lächeln erschien auf Averys Lippen und sie drehte sich zu ihrem Freund - Mann? - um. Eine Hand auf seiner Brust ablegend beugte sie sich vor und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, die von einem Fünftagebart überzogen war. »Einerseits ist das echt süß. Andererseits … sei nicht so dramatisch. Es sind nur unsere Familien, was kann schon passieren?«
Theo schnaubte und zog eine Lichterkette aus dem Karton. »Mein Dad könnte mit mir wieder ein Gespräch über das Finanzmarktstabilisierungsgesetz halten wollen. Oder, schlimmer noch, die Ergebnisse vom letzten Wettkampf diskutieren.«
Avery seufzte theatralisch und klopft Theo auf die Brust, wo ihre Hand noch immer lag. »Du hast es echt schwer, Schatz. Man könnte meinen, dir würde ein Haiangriff bevorstehen und nicht bloß ein gemütliches Abendessen im Kreis der Familie am Weihnachtsabend.« Sarkasmus sprühte aus jedem ihrer Worte und machte sie mir sogleich sympathisch.
Breit lächelnd legte Theo die Arme um Avery und zog sie an seine Brust. »Ich mag den Vergleich mit dem Haiangriff, der ist sehr passend, wo ich doch so viel Zeit im Wasser verbringe. Aber vielleicht bin ich dann eher der Hai, der gleich über dich herfällt.« Blitzschnell beugte Theo sich vor und attackierte Averys Ohrläppchen mit seinen Zähnen.
Avery kreischte und für einen Moment wirkte es, als wolle sie Theo von sich stoßen, doch dann schlang sie die Arme um ihn und schmiegte sich an seine Brust. Sie vergrub das Gesicht an seinem Hals und atmete tief ein. Plötzlich fühlte ich mich, als würde ich einen viel zu privaten Moment der beiden beobachten.
»Theo, wir haben keine Zeit dafür. Wir müssen den Baum schmücken und dann mit dem Essen beginnen. Denk dran wie ungenießbar mein Grandpa wird, wenn er nix zu Essen bekommt.« Ihre Stimme war mit einem Mal belegt, rauer und tiefer als zuvor.
Ein Grummeln war seine Antwort, aber anstatt sie loszulassen, festigte sich sein Griff um Averys Schultern. »Ich weiß, ich wiederhole mich, aber warum haben wir uns das angetan? Wieso haben wir nicht einfach allen gesagt, dass wir dieses Weihnachten nur zu zweit verbringen wollen? Dann könnten wir uns jetzt auf die Couch legen und diese Dokumentation über Schnabeltiere schauen, von der du mir erzählt hast.«
Avery lachte. »Es waren Eichhörnchen, keine Schnabeltiere.« Langsam löste sie sich aus der Umarmung und griff nach der Schachtel mit den Christbaumkugeln.
Theo hob die Schultern. »Schnabeltiere, Eichhörnchen, alles dasselbe.«
»Sind sie nicht, sie leben ja nicht mal auf demselben Kontinent. Schnabeltiere kommen in Australien vor und …«
»Okay!«, unterbrach Theo sie. Er legte die Hände auf ihren Schultern ab und drehte sie, bis sie in meine Richtung sah. »Wir sollten jetzt wirklich anfangen, den Baum zu schmücken, denn wenn du erst mal in Fahrt kommst, dein unnützes Wissen über Schnabeltiere breitzutreten, sind wir in drei Stunden noch nicht fertig damit.«
»Wenn du meinst.« Averys zufriedenes Grinsen ließ mich glauben, dass sie ihre kleine Rede mit Absicht begonnen und damit erreicht hatte, was sie wollte. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie Theo damit begann, die Lichterkette auf meine Äste zu legen, während sie selbst die erste Kugel an mir befestigte.
Für eine Zeit arbeiteten sie schweigend, was mir die Möglichkeit gab, meine neue Umgebung genauer in Augenschein zu nehmen. Das Wohnzimmer, in dem ich stand, war groß und geräumig. Eine breite Fensterfront ließ viel Licht hinein und auf dem Fensterbrett standen unzählige Topfblumen und Kakteen. Dunkles Parkett und Möbel in Erdtönen gaben dem Raum ein gemütliches Flair, das nur von dem überdimensionalen Fernseher an der Wand getrübt wurde. Ehrlich, was hatten die Menschen nur mit den Dingern? Jedes Jahr, wenn ich in einer neuen Wohnung war, fand ich einen noch größeren vor, und ich verstand einfach nicht, was das Besondere an ihnen war.
Avery und Theo bewegten sich im Einklang. Es war offensichtlich, dass sie ein eingespieltes Team waren, auch ohne miteinander zu kommunizieren. Noch bevor Avery sich nach links lehnte, ging Theo einen Schritt zurück, damit sie leichter an meinen Ast herankam, als hätte er geahnt, wo genau sie hinwollte. Wenn Theo an den Karton mit den Holzornamenten wollte, sprang Avery zur Seite, noch bevor er sich bewegt hatte, als wüsste sie genau, was er als nächstes vorhatte. Dabei warfen sie sich immer wieder ein kleines Lächeln und verliebte Blicke zu, die mich mehr erwärmten als jegliche Kerzen und Lichter auf mir es je gekonnt hätten.
Als sie fast fertig waren und nur noch Avery einige bunte Kugeln in der Hand hielt, die sie an mir befestigen wollte, drückte Theo ihr einen Kuss auf die Wange. »Bin gleich wieder da.« Dann wandte er sich ab und verschwand durch die Tür in einen der hinteren Räume. Avery betrachtete ihn mit gerunzelter Stirn, schüttelte dann jedoch den Kopf und brachte die letzten Kugeln an mir an.
Es dauerte nicht lange, bis Theo zurückkam, und ein ratschendes Geräusch ihn begleitete, das ich nie zuvor gehört hatte. Avery jedoch schien es genau zu kennen, denn sie riss erschrocken die Augen auf und wirbelte auf dem Absatz herum.
»Oh nein, Theo, ganz bestimmt nicht.« Mit drohend erhobenem Zeigefinger ging sie auf ihn zu.
»Ach, komm schon, die Kinder haben immer so viel Spaß damit.« Theo erschien in der Tür, einen Stapel bunter Blätter in der einen Hand, ein kleines, viereckiges Gerät in der anderen. »Du weißt genau, dass es die beste Möglichkeit ist, sie für zwanzig Minuten beschäftigt zu wissen, damit wir in Ruhe essen können.«
»Auf gar keinen Fall.« Entschieden schüttelte Avery den Kopf. »Du wirst deinen Cousinen kein Konfetti zum Spielen geben. Nur über meine Leiche.«
»Letztes Jahr haben sie es auch bekommen, und erinnere dich daran, wie lange sie Spaß daran hatten. Das bewirkt kein anderes Spielzeug.«
Ein abfälliges Schnauben kam Avery über die Lippen. »Ja, das war nice, aber erinnerst du dich auch noch daran, wie lange es gedauert hat, bis wir den Scheiß wieder wegbekommen haben?« Nachdenklich tippe sie sich mit dem Zeigefinger gegen das Kinn. »Ach, nein, tust du nicht, weil ich das ganz allein machen musste, während du auf Wettkämpfen unterwegs warst. Mit dem Staubsauger hab ich nur die Hälfte davon wegbekommen und mehr in die Ecken und Ritzen gepustet als alles andere. Und als ich es dann aufwischen wollte, ist es erst recht am Boden festgepappt. Ich wollte mir irgendwann mit dem Besenstiel die Augen ausstechen, damit ich den Mist nicht mehr sehen muss. Wir haben noch immer Tonnen davon gefunden, als wir vor zwei Monaten ausgezogen sind und alle Möbel abgebaut haben. Also pack den Locher ganz schnell wieder weg, das Zeug kommt mir nicht in die Bude.«
»Aber …«, versuchte Theo sie ein letztes Mal umzustimmen, doch sie unterbrach ihn sofort.
»Nein, nein und nochmals nein. Wenn du nicht sowohl deiner als auch meiner Familie heute Abend erklären willst, warum ich nach knapp zwei Monaten schon wieder ausgezogen bin, packst du den Locher jetzt wieder da hin, wo du ihn hergeholt hast, und denkst nicht mehr an ihn, bis du ihn für etwas brauchst, wozu er gedacht ist: Löcher in Dokumente machen, damit man sie danach abheften kann.«
Für einen Moment lieferten die beiden sich ein Blickduell, bei dem die Anspannung bis zu mir spürbar war. Avery wirkte festentschlossen, keinen Millimeter nachzugeben, während Theo noch immer nach einem Argument zu suchen schien, das seine Freundin umstimmen würde. Obwohl ich die beiden gerade erst kennengelernt hatte, war ich mir ziemlich sicher, dass es keinen Grund gab, bei dem Avery ihre Meinung ändern würde.
Schließlich sackten Theos Schultern herab und er nickte geschlagen. »Okay, du hast gewonnen. Aber beschwer dich später nicht, wenn die beiden uns während des Essens keine ruhige Minute gönnen.« Kopfschüttelnd zog er von Dannen, um die Sachen wieder wegzubringen.
»Sie bekommen genug andere Geschenke, sie werden sich schon zu beschäftigen wissen«, konterte Avery. »So viel, wie wir ihnen geholt haben, wird da schon was dabei sein, das sie fasziniert.«
»Aber es ist nicht das, was sie sich gewünscht haben«, brüllte Theo aus einem der hinteren Räume zurück.
Mit der Schulter lehnte sich Avery gegen den Türrahmen und schob die Hände am Po in die Taschen ihrer Jeans. »Kathi weiß genau, dass sie kein Pferd bekommt. Ihr Dad würde uns umbringen, wenn er in New York ein Pferd halten müsste.«
»Aber der Zauberstab und das Teleskop werden dagegen trotzdem anstinken. So bewölkt, wie es die nächsten Tage sein soll, wird sie letzteres auch erst mal nicht ausprobieren können.« Theo kam zurück, trat nah an Avery heran und zog sie in seine Arme.
Avery umarmte ihn ebenfalls, ließ ihre Hände an seinem Rücken hinauf und wieder hinabgleiten, bis sie sie auf die Rundungen seines Hinterns legen konnte. »Aber sie wird damit noch viel Spaß haben, sie steht doch auf so technischen Kram, das Weltall und so.«
Ein verträumtes Lächeln erschien auf Theos Lippen, als würde er in einer Erinnerung schwelgen. »Ich werde nie vergessen, wie mein Dad ihr letztes Jahr eine Rohrzange schenken wollte, weil sie ständig mit seinem Werkzeugkoffer gespielt hat.«
Leises Lachen drang über Averys Lippen uns sie schmiegte sich noch etwas enger an Theo. »Das passt so gut zu ihr, sie hätte sich bestimmt darüber gefreut.«
»Auf jeden Fall.« Theo senkte den Kopf und küsste Averys Stirn. »Was wünscht du dir eigentlich zu Weihnachten?«
Das Schnauben konnte Avery wohl nicht verhindern. »Wenn du dir bis jetzt keine Gedanken darüber gemacht hast, was du mir holen willst, bist du langsam zu spät dran.«
Theo schob eine Hand in Averys Haare und lehnte seine Wange gegen ihre Stirn. »Keine Sorge, ich hab längst was für dich, ich wollte nur checken, ob ich damit richtigliege.«
Mit einem verliebten Ausdruck auf dem Gesicht lehnte sich Avery zurück, bis sie ihren Freund ansehen konnte. »Ich hab keine Wünsche dieses Jahr. Dass wir endlich unsere eigene Wohnung haben und noch immer glücklich miteinander sind, ist alles, was ich wollte. Und egal, was du dir für mich überlegt hast, ich werde es lieben, denn ich weiß, dass es von Herzen kommt.« Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und verschloss Theos Lippen mit einem Kuss, der sanft und unschuldig begann, aber schnell tiefer und leidenschaftlicher wurde. Es dauerte nicht lange, bis Theo seine Hände unter Averys Po legte und sie hochhob, als würde sie nichts wiegen, ehe sie aus meinem Blickfeld in einem der hinteren Räume verschwanden.
Hätte ich ein Gesicht mit Lippen, würden sie sich nun zu einem Lächeln verziehen. Es war jedes Jahr aufregend zu erfahren, wo ich gelandet war, denn nicht selten waren es Familien, wo das Weihnachtsfest alles andere als harmonisch ablief. Das würde hier nicht der Fall sein, das spürte ich. Avery und Theo hatten eine besondere Verbindung zueinander, von der ich hoffte, dass sie sich diese für den Rest ihres Lebens bewahren konnten.
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Celine (Mittwoch, 23 Dezember 2020 12:43)
Richtig tolle Geschichte ��❤️
Fabian (Freitag, 25 Dezember 2020 17:56)
Aww eine sehr schöne und süße Geschichte �☺️
Kati (Montag, 04 Oktober 2021 13:34)
Was von eine tolle Geschichte � Ich hoffe es wird mehr davon geben!!! �