Hallo ihr Lieben,
kill your darlings ist ein bei allen Autor*innen verhasster Ausdruck, denn es bedeutet geliebte Szenen oder manchmal auch ganze Kapitel im Lektorat zu streichen. Das ist mir bei A STORM BETWEEN US passiert. Ein ganzes Kapitel musste weichen. Eines, das mir sehr gefallen hat, aber leider überhaupt nichts zum Plot beigetragen hat. Im Gegenteil, es hat das Pacing sogar verlangsamt, daher ist es im Endeffekt gut, dass wir es gestrichen haben. Und nur, weil es im Buch nicht mehr enthalten ist, ist es ja nicht plötzlich weg, sondern ich kann euch hier und heute ein kleines Outtake aus Noahs Sicht präsentieren.
Im Buch war es das ursprüngliche Kapitel 20, es ist eine Szene, die kurz vor dem Date von Mia und Noah passiert. Sie spoilert auch nicht sonderlich, ihr könnt sie also auch lesen, wenn ihr das Buch noch nicht kennt.
Kleiner Disclaimer: Die Szene ist nicht lektoriert oder korrigiert. Ich habe sie gerade noch mal auf der Suche nach Fehlern gelesen, aber solltet ihr noch einen entdecken, gebt mir gern Bescheid :)
Outtake
Noah
Scharfes, grünes Gemüsecurry
Ratatouille
Japchae
Diese drei Gerichte hatte Mia mir in einer Nachricht geschickt, mit Links dahinter, die zu einer Rezeptseite führten. Ich klickte darauf und überflog die Zutaten. Von einigen hatte ich noch nie etwas gehört, aber mein Wissen bei vegetarischem Essen war auch wirklich beschränkt.
Das Vibrieren meines Handys zeigte den Eingang einer neuen Nachricht an.
Mia: Japchae kann auch mit Rindfleisch zubereitet werden. Wenn du möchtest kannst du dir das zusätzlich in einer separaten Pfanne anbraten :)
Die Versuchung, dem zuzustimmen, war groß. Ich aß einfach gerne Fleisch und bei uns zu Hause hatte es ganz selbstverständlich zu jeder Mahlzeit dazugehört. Bis zu den Fridays for Future Demonstrationen war mir nicht einmal bewusst gewesen, wie sehr der weltweite Fleischkonsum zum Klimawandel beitrug. Seitdem nahm ich mir regelmäßig vor, endlich etwas an meinem Essverhalten zu ändern, aber … tja … so weitermachen wie bisher war leider am bequemsten. In der Hinsicht war ich wirklich nicht stolz auf mich, aber vielleicht könnte Mia da einen guten Einfluss auf mich ausüben.
Noah: Nein, nein :) Ich hatte ja gesagt, dass wir beide dasselbe essen und dazu stehe ich immer noch.
Mia: Okay, ganz wie du magst :)
Noah: Aber du könntest mir verraten, wo ich die ganzen Zutaten bekomme. Einen Teil davon hab ich noch nie gehört.
Mia: Versuch es mal im Asia-Laden ;)
Das Geräusch der sich öffnenden Tür riss mich in die Gegenwart zurück. Kayson betrat unser Zimmer, seine Sporttasche über die Schulter geschlungen und seine Haare noch nass von der Dusche, die er nach dem Training genommen hatte. »Hey.« Er schmiss seine Tasche neben seinen Schreibtisch und holte sofort seine Klamotten raus, um sie in die Wäsche zu geben.
Mir kam eine Idee. »Hast du jetzt noch was zu tun?«
Kayson hielt in der Bewegung inne und wandte sich mir langsam zu. »Warum?« Skepsis sprach aus seiner kompletten Körperhaltung und ich konnte ein Lachen nicht mehr verhindern. Er dachte vermutlich an die unzähligen Male, an denen ich ebenfalls so begonnen hatte und ihn dazu überredet hatte, bis in die Morgenstunden mit mir um die Häuser zu ziehen. Doch das war nicht mein Plan.
»Kommst du mit mir in den Asia-Laden?«
Kayson sah mich an, als wäre mir ein zweiter Kopf gewachsen. »Den … was?«
»Den Asia-Laden. Ich hab versprochen für Mia zu kochen und … nun ja …« Auf meinem Handy rief ich erneut die Rezeptseite auf und hielt Kayson das Display unter die Nase. »Sie hat sich das gewünscht. Ich hab von der Hälfte der Zutaten noch nie etwas gehört, geschweige denn dass ich sie aussprechen kann. Außerdem musst du am Freitag dafür sorgen, dass wir in der Küche ungestört sind.«
Seine Mundwinkel zuckten verdächtig, obwohl er sich bemühte, ernst zu bleiben. »Dich hat es ganz schön erwischt, oder?«
»Quatsch«, widersprach ich sofort, obwohl ich tief in mir drin wusste, dass er recht hatte. Was ich für Mia empfand, erinnerte mich sehr stark an die Anfänge von Jenny und mir.
Kaysons Gesichtsausdruck machte deutlich, dass er mir kein Wort glaubte. Er trat einen Schritt auf mich zu und hielt mir den gereckten Daumen unter die Nase. »Du hast dich mehrfach mit ihr getroffen, ohne mit ihr zu schlafen.« Der Zeigefinger folgte. »Du hast sie sowohl zum Schlittenfahren als auch zum Bowlen mitgebracht.« Auch der Mittelfinger wurde gestreckt und Kayson wackelte mit allen drei Fingern unter meiner Nase herum. »Und jetzt willst du auch noch für sie kochen. Ganz romantisch, nur ihr zwei. Wenn das nicht eindeutig ist, dann weiß ich auch nicht.«
Er hatte mit allem recht. Ich biss die Zähne fest aufeinander, um vor Kayson nicht auszuplappern, wie sehr es mich erwischt hatte. Dafür war es viel zu früh, mal ganz davon abgesehen, dass ich nicht wusste, wie Mia dazu stand. Ja, sie hatte sich mir in den letzten Tagen geöffnet, hatte mir sogar erzählt, was ihrer besten Freundin und ihr passiert war, aber heiß das auch, dass sie ebenfalls Gefühle für mich entwickelt hatte? Ich wusste es einfach nicht.
»Vielleicht ist sie mir nicht komplett egal«, grummelte ich, weil weiteres Schweigen die Sache nur verschlimmert hätte. »Kommst du jetzt mit oder nicht?«
»Klar, ich kann dich doch nicht sehenden Auges in dein Unglück rennen lassen.« Breit grinsend klopfte Kayson mir auf die Schulter und schob mich gleichzeitig zur Tür raus. Rasch griff ich meine Jacke und meinen Schal, um draußen nicht komplett zu erfrieren. Zwar waren die Temperaturen in den letzten Tagen wieder knapp über den Gefrierpunkt geklettert, aber kalt war es trotzdem noch. Der wunderbare Schnee war zu einer grauen, matschigen Pampe geschmolzen, was nur dazu beitrug, dass sich die Luft kälter anfühlte, als sie eigentlich war.
»Also«, fragte Kayson, als wir aus dem Gebäude traten, »hast du einen Plan?«
»Einen Plan für was? Kochen? Das werde ich nach Anleitung gerade noch hinkriegen.«
»Noah.« Obwohl ich ihn nicht ansah, konnte ich das Augenrollen deutlich aus seiner Stimme heraushören. »Wie willst du das mit Mia angehen?«
Mit verengten Augen wandte ich mich ihm zu. Mein letztes Date war zwar schon einige Zeit her, aber ich war mir ziemlich sicher, dass ich dafür keinen Plan brauchte. »Als hättest du bei Lizzy einen gehabt«, entgegnete ich.
»Genau deshalb weiß ich im Nachhinein, dass ich besser einen gehabt hätte.«
Abrupt blieb ich stehen und zwang Kayson dazu, ebenfalls anzuhalten. Lizzy und Kayson hatten ebenfalls einen holprigen Start gehabt, aber mir war nicht bewusst gewesen, dass Kayson etwas daran ändern wollte, immerhin hatte es sie zu der glücklichen Beziehung gebracht, die sie heute führten. »Warum? Was hättest du anders gemacht?«
Kaysons Blick schweifte zur Seite und etwas unbeholfen hob er die Schultern. »Ich weiß nicht, Mann. Klar war das alles nicht meine Schuld, aber ich komme nicht umhin, mich zu fragen, ob ich Lizzys Zusammenbruch hätte verhindern können, wenn ich mich anders verhalten hätte. Wenn ich nachdrücklicher gewesen wäre, dass sie mir sagt, was sie bedrückt. Ich hab ja gesehen, wie sie sich vor meinen Augen verändert, aber …« Er zuckte erneut mit den Schultern und rieb sich über die kurzgeschorenen schwarzen Haare. »Ich wusste schon länger, dass etwas faul war, aber als ich es dann endlich angesprochen hab, war es zu spät. Lizzy hat mir gar nicht richtig zugehört und komplett dicht gemacht.«
Lizzy hatte im vergangenen Jahr einen Zusammenbruch erlitten, nachdem sie über einen längeren Zeitraum Abnehmpillen genommen hatte. »Tu das nicht, Mann. Wir haben es alle mitbekommen und gedacht, dass Lizzy weiß, was sie tut. Vermutlich hättest du es selbst dann nicht verhindern können, auch wenn du früher oder energischer was gesagt hättest. Und vielleicht … vielleicht hättest du es sogar schlimmer gemacht, wenn du nachdrücklicher gewesen wärst.«
Es war für uns alle ein Schock gewesen, als Lizzy bei einem Auftritt mitten auf der Bühne zusammengebrochen war. Die ganze Nacht hatten wir im Krankenhaus ausgeharrt, bis wir wussten, was los war und dass Lizzy wieder gesund werden würde. Bis zu dem Tag hätte ich nie vermutet, dass Lizzy ein Problem mit ihrer Figur haben könnte. Sie war immer so fröhlich und voller Energie, und ich musste gestehen, dass ich mir nie die Mühe gemacht hatte, hinter ihre Fassade zu blicken.
Kayson seufzte. »Ich weiß. Sie hätte mir wahrscheinlich nicht zugehört, egal wann ich etwas gesagt hätte. Trotzdem kann ich die Gedanken nicht verhindern, dass ich etwas hätte ändern können, wenn ich nur anders reagiert hätte.« Er schüttelte den Kopf und setzte sich wieder in Bewegung. »Genug von mir, lass uns einen Plan für Mia und dich überlegen.«
Alles in mir ging in Abwehrhaltung. Ich brauchte keinen Plan, ich wollte keinen Plan. Nach allem, was Mia mir am Wochenende erzählt hatte, wollte ich sie vor allen Dingen nicht überfordern oder zu etwas drängen. Dass sie dem Treffen so vorbehaltlos zugestimmt hatte, war mehr als ich zu hoffen gewagt hatte. Ich wollte das nicht wieder kaputtmachen, nur weil ich zu neugierig erschien.
»Aber bei Mia ist es eine völlig andere Situation. Ich kann verstehen, warum sie zurückhaltend ist.«
Wir hatten den Asia-Markt erreicht und Kayson blieb davon stehen. »Sie hat dir gesagt, was mit ihr los ist?«
Ich nickte.
»Möchtest du darüber reden?«
Es klang verlockend und fast kam mir ein Ja über die Lippen, doch ich zwang mich dazu den Kopf zu schütteln. »Ich kann nicht einfach ausplaudern, was sie mir im Vertrauen erzählt hat. Das wäre nicht richtig.«
Kayson nickte, stieß die Tür auf und betrat den Laden. Ein Glöckchen begleitete unseren Eintritt und fast augenblicklich schlug mir der Geruch unzähliger Gewürze entgegen. Der Laden war genauso klein, wie er von außen wirkte, was noch dadurch verstärkt wurde, dass die Regale so eng beieinander standen, dass kaum zwei Personen nebeneinander durch die Gänge passten. Für mein ungeübtes Auge waren die Waren willkürlich in den Auslagen verteilt, aber vermutlich gab es auch hier irgendein System, das ich nur nicht verstand.
Unschlüssig stand ich mit meinem Einkaufszettel in der Hand da und überlegte, in welche Reihe ich zuerst gehen sollte. Kayson rollte mit den Augen und murmelte etwas, das wie »So wird das nichts« klang. Dann klaute er den Zettel aus meinen Fingern und wandte sich nach rechts.
Ich folgte ihm in den Gang, wo er mit fachmännischem Blick die Regale scannte. Alle Weile lang zog er eine Dose oder ein Gläschen hinaus und legte sie in einen Korb, den er vom Eingang mitgenommen hatte. Kayson bewegte sich in dem kleinen Laden, als wäre er schon unzählige Male hiergewesen. Er schien genau zu wissen, wo sich was befand, und ich konnte ihn nur stumm anstarren. Mir war bisher nicht einmal bewusst gewesen, dass Kayson kochen konnte, geschweige denn sich in einem Lebensmittelladen bewegte, als wäre er dort aufgewachsen. Da lebte ich seit zwei Jahren mit ihm zusammen und erfuhr immer noch neue Dinge über ihn, die ich ihm nicht zugetraut hätte.
»Warst du schon mal hier?«, fragte ich, nachdem wir alle Zutaten gefunden und bezahlt hatten.
Kayson trat neben mir auf den Bürgersteig und schüttelte den Kopf. »Solche Läden sind aber immer gleich aufgebaut. Es gibt das Gemüse in einer Ecke, die Gewürze in einer anderen, und so weiter. Wenn man das System einmal erkannt hat, findet man sich überall zurecht.«
Ein überraschtes Lachen brach aus mir heraus. »Mir war nicht bewusst, dass du Experte für Supermärkte bist.«
»Bin ich nicht, aber was meinst du, wer bei uns den Großteil der Einkäufe übernommen hat? Da bekommt man einiges mit.«
Das brachte mich zum Schweigen und das schlechte Gewissen kroch mir wie Säure die Kehle hoch. Manchmal vergaß ich, dass Kayson ohne Vater und mit einer drogensüchtigen Mutter aufgewachsen war. Dass er und seine Schwestern früh hatten erwachsen werden und den Großteil des Haushalts übernehmen müssen. Doch jetzt brach es über mich herein und brachte das Wissen mit sich, dass ich es mit meiner Familie gar nicht so schlecht getroffen hatte. Klar war bei uns auch nicht alles perfekt, und was mein Dad abgezogen hatte, war wirklich allerunterste Schublade. Doch er hatte sich von sich aus bei Karla gemeldet und wollte erklären, was in ihn gefahren war. War es falsch von mir, ihm nicht zuhören zu wollen? Sollte ich ihm vielleicht doch eine Chance geben? Karla hatte gemeint, dass jeder eine zweite Chance verdient hatte und wir ihm auch viel Gutes zu verdanken hatten, und sie hatte recht. Wenn ich an unsere Kindheit dachte, hatte ich vor allem schöne Erinnerungen. Von unzähligen Urlauben, wo Dad Sandburgen mit uns gebaut hatte, wie er uns das Fahrradfahren beigebracht hatte oder wie er unsere aufgeschlagenen Knie notdürftig, aber mit viel Liebe verarztet hatte. Er war uns immer ein guter Vater gewesen, der das Beste für die Familie gewollt hatte, aber genau das war auch der Grund, warum sein Verrat so sehr schmerzte. Auch jetzt zog sich mein Brustkorb krampfhaft zusammen und im Gegenzug ballte sich meine Hand zur Faust. Ich hätte ihm einfach nie zugetraut, uns derart zu hintergehen, und fragte mich noch immer, wie viel Wert ich überhaupt auf die guten Erinnerungen legen konnte, wenn er das Andenken der Familie derart mit Füßen getreten hatte.
Kayson stieß mich mit dem Ellbogen in die Seite und riss mich aus meinen Gedanken.
»Was?«, fragte ich abwesend.
»Ich hab gefragt, ob du mit dem Kochen klarkommst oder ob du da auch Hilfe brauchst?«
Ich schüttelte den Kopf. »Kochen krieg ich hin.« So schwer sah das Gericht nicht aus. Ich war zwar kein Meisterkoch, aber es war auch nicht so, als hätte ich das noch nie gemacht.
»Gut«, brummte Kayson. »Dann weißt du ja sicher, dass sich in unserer Küche auch ein Wok befindet.«
»Was?« Ich drehte meinen Kopf so schnell in seine Richtung, dass ich mir dabei fast den Hals verrenkte. Kayson sah mich direkt an, auf den ersten Blick völlig ernst, doch dann sah ich den Schalk in seinen Augen blitzen. »Verarsch mich nicht.«
Lachend deutete Kayson mit dem Finger auf mich. »Aber für ne Sekunde hast du mir geglaubt.«
»Hab ich gar nicht«, widersprach ich sofort. Unsere Küche war die am schlechtesten ausgestattete Küche, die ich je gesehen hatte, was der Grund war, warum so gut wie nie jemand dort kochte. Ich hatte mir ohnehin vorgenommen, morgen noch einmal zu prüfen, ob alle benötigten Utensilien vorhanden waren, und zur Not nachzukaufen, was ich noch brauchte. Bevor es in dieser Küche einen Wok gab, fror die Hölle zu.
»Sorg du lieber dafür, dass uns Freitag niemand stört«, schob ich hinterher.
»Meine einfachste Übung«, entgegnete Kayson mit einem Schulterzucken.
Im Stillen musste ich ihm recht geben. Als Star des Basketballteams war er nicht nur am ganzen College bekannt, sondern wurde auch von einem Großteil respektiert. Wenn er im Wohnheim erzählte, dass die Küche Sperrzone war, würden sich die Leute daran halten.
»Dafür will ich dich und Mia am Samstag zusammen bei meinem Spiel sehen.«
Abrupt blieb ich stehen und die Einkaufstüte donnerte mit Schwung gegen mein Bein. »Was?«, fragte ich, um mich zu vergewissern, dass ich ihn richtig verstanden hatte.
»Du und Mia. Samstag. Mein Spiel«, wiederholte Kayson.
»Ich weiß nicht«, sagte ich zögerlich. Ich war mir nicht sicher, wie Mia auf diese Frage reagieren würde, ob sie Basketball überhaupt mochte oder nach unserem gemeinsamen Essen weiter Zeit mit mir verbringen wollte. Vielleicht hatte sie danach genug von mir oder zog sich, wie schon zuvor, erst einmal wieder in ihr Schneckenhaus zurück. Ich konnte sie einfach überhaupt nicht einschätzen, daher wollte ich Kayson nichts versprechen, das ich eventuell nicht würde einhalten können.
Kayson schnaubte, nickte dann aber. »Frag sie wenigstens.«
»Mach ich. Und ich komme auf jeden Fall«, versicherte ich ihm. Wenn ich es einrichten konnte, ging ich zu jedem von Kaysons Spielen. Ich war zwar nie der größte Basketballfan gewesen, doch seit ich am LaGuardia studierte, hatte ich Gefallen daran gefunden. Selbst von den Zuschauerrängen war sichtbar, wie sehr Kayson die Mannschaft mitreißen konnte, und auch mich hatte es ab dem zweiten Spiel nicht mehr auf dem Sitz gehalten, wenn Kayson seine Mitspieler in Richtung des gegnerischen Korbs trieb.
»Davon gehe ich aus.« Wir hatten unser Wohnheim erreicht und trugen die Einkäufe in die Küche. Der Kühlschrank war, wie immer wenn am Wochenende keine Party anstand, gähnend leer, sodass wir alles dort deponieren konnten.
»Ich würde mich aber trotzdem freuen, wenn Mia mitkommt«, sagte Kayson, als wir die Treppen in den zweiten Stock hochgingen, wo unser Zimmer lag.
»Ich auch«, gestand ich. Es laut auszusprechen machte mir erst bewusst, wie wahr die Aussage war. Alleine beim Gedanken daran, mit Mia gemeinsam zum Spiel zu gehen, jagte ein freudiges Kribbeln durch meinen Körper. Meine Nerven standen unter Strom, wann immer ich nur an sie dachte, mein Herzschlag beschleunigte sich und meine Mundwinkel hoben sich wie von selbst. Lange hatte ich versucht, die Zeichen zu ignorieren oder sie wegzuerklären, aber ich konnte mich nicht länger selbst belügen. Obwohl ich mir nach Jenny geschworen hatte, mich nie wieder auf eine Frau einzulassen, solange ich nicht in geregelten Verhältnissen lebte, konnte ich meine Gefühle nicht länger verleugnen. Mia hatte sich in mein Herz geschlichen und es sich dort gemütlich gemacht. Es sah nicht danach aus, als würde sie so schnell wieder verschwinden.
»Du magst sie wirklich, oder?«, fragte Kayson, als hätte er meinen inneren Monolog mitbekommen.
»Ja.«
Kayson nickte und ein verschmitztes Grinsen erhellte sein Gesicht.
Drohend deutete ich mit dem Finger auf ihn. »Sag jetzt nicht wieder, ich bräuchte einen Plan.«
Abwehrend hob er die Hände, während sein Lachen durch den leeren Gang hallte. »Ich wollte dir eigentlich sagen, dass du das schon hinbekommst, aber schön, dass du immer gleich das Schlimmste von mir denkst.«
Ich quittierte das mit einem Augenrollen und schlüpfte vor ihm in unser Zimmer, ehe er das Lächeln auf meinem Gesicht sehen konnte.
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